Mobilität und Verankerung. Lebensführungen in mobilen Gegenwartsgesellschaften
Mobilität ist zu einer der zentralen Kategorien für die Beschreibung von Gegenwartsgesellschaften geworden. Neben der sozialen Fassung von Mobilität kennt die Soziologie auch eine räumliche. Letztere lässt sich auffächern zu einen Kontinuum, dessen Endpunkte einerseits durch Migration als dauerhaften und wiederkehrenden Bewegungen von Menschen, Objekten, Kapital und Informationen auf globaler Ebene und andererseits durch alltägliche Bewegungen im Lokalen markiert sind. Entlang der beiden Dimensionen Zeit und Raum lassen sich verschiedene Ausprägungen mobiler resp. mehrörtiger Lebensführung identifizieren, die in einem dialektischen Verhältnis zwischen Mobilität und Verankerung stehen. Das Seminar will sich diesen aus theoretischer und empirischer Sicht nähern und nach den Implikationen für den Bestand und die Verstätigung ortsgebundener wie raumübergreifender persönlicher Beziehungen fragen. Ferner werden räumliche Mobilität erzwingende sowie begünstige Bedingungen fokussiert.
Einführend wird sich grundlegender Konzepte und Begrifflichkeiten versichert. In einem weiteren Schritt sind dem zugrunde liegende soziale Phänomene gesellschaftstheoretisch und sozialhistorisch zu kontextualisieren sowie das Diskursfeld der Mobilitäts‐ und Multilokalitätsforschung zu umreißen. Ein dritter Schwerpunkt bildet die Diskussion empirischer Befunde aktueller Studien zu transnationalen Familien, Distanzbeziehungen, Mobilität und sozialer Ungleichheit sowie zum Phänomenbereich des (Neo‐)Nomadismus.