Präsentationen des Selbst im digitalen Zeitalter
Im Hauptseminar „Präsentationen des Selbst im digitalen Zeitalter“ wird der Wandel der Formen und Ausdrucksmittel untersucht, in denen wir uns in Interaktionen kenntlich und sozial anschlussfähig machen. Besonderes Augenmerk gilt dabei den aktuellen Umbrüchen im Einsatz digitaler Medien der sozialen Vergemeinschaftung, die mit „klassischen“ Selbstzeugnissen (Beichte, Lebenslauf, Autobiografie etc.) und Interaktionskonstellationen verglichen werden. Wir versuchen zu erfassen, wie der Wandel der Selbstpräsentation unser Selbstverständnis verändert, welche Spannungen zwischen unterschiedlichen Anforderungen der Selbstdarstellung in unterschiedlichen Kontexten entstehen und wie die Tendenz einer kontinuierlichen textuellen oder visuellen digitalen Vernetzung unseren Umgang mit uns selbst und Anderen verändert.
Das Seminar ist explorativ ausgerichtet und umfasst die Durchführung einer kleinen empirischen Studie zu einer historischen oder aktuellen Form der Selbstpräsentation. Konzipiert ist es als eine Fortsetzung der Beschäftigung mit dem Wandel sozialer Beziehungen aus der Sicht der Theorie alltäglichen Interaktionsordnungen von Erving Goffman. Es richtet sich an Studierende im fortgeschrittenen Semester, die im günstigsten Falle über soziologische Vorkenntnisse in Bereichen der Interaktionstheorie, der pragmatischen Lebenswelttheorie oder des Wandels von Medienkulturen verfügen. Fehlende Vorkenntnisse sind jedoch kein Ausschlusskriterium. Empfohlen wird, zur Einführung in diese Theorie- und Forschungsrichtung das Proseminar „Lektürekurs: Erving Goffman“ bei PD Dr. Jan Weyand zu belegen.
Ziel des Seminars ist es, inhaltlich den Wandel der Selbstpräsentationen im Zuge veränderter Medienkulturen sichtbar und nachvollziehbar zu machen und die daraus resultierenden veränderten Ansprüche des „Selbstmanagement“, der Informationskontrolle und der Pflege sozialer Beziehungen zu erfassen. Neben Inhaltswissen sollen Kenntnisse im forschenden Umgang mit Interaktionstheorien gewonnen werden.
Leistung:
Teilnahme, Diskussion, Gruppenarbeit, Erstellung und Präsentation einer kleinen Studie.
Prüfung:
Schriftliche Ausarbeitung der im Seminar erstellen Studie.
Literatur zur Einführung:
- Goffman, Erving 1982: Das Individuum im öffentlichen Austausch. Suhrkamp, Frankfurt/Main
- Kemper, Peter, Mentzer, Alf, Tillmanns, Julia (Hg.) 2012: Wirklichkeit 2.0. Medienkultur im digitalen Zeitalter. Reclam, Stuttgart
- Turkle, Sherry 2012: Alone together. Why we expect more from technology and less from each other. Basic Books, New York