Säkularisierung oder Wiederkehr der Religion? Europa und die USA im Vergleich
Dass Religion eine hohe Aktualität hat, ist vielen Menschen in den letzten Jahren verstärkt ins Bewusstsein gerückt. Religion ist für das Verständnis der Makrostrukturen vieler Gesellschaften zentral, und wir wollen in dem Seminar der Frage nachgehen, auf welch unterschiedliche Weise sie für das Verständnis der europäischen und der US-amerikanischen Gesellschaften von Bedeutung ist. Lange Zeit ging man in den Sozialwissenschaften von der sogenannten Säkularisierungstheorie aus, die in ihrer radikalsten Variante ein Verschwinden der Religion prognostizierte. Diese These ist differenzierteren Überlegungen gewichen, die z.B. die Pluralisierung und Individualisierung von Religion in den Vordergrund stellen oder analysieren, wie sich die „Angebotsstruktur“ von Religionsgemeinschaften darstellt. Aber auch Tendenzen der Politisierung und Fundamentalisierung von Religionen werden in die Revision der Säkularisierungstheorie einbezogen.
Wir wollen uns in diesem Seminar dem Thema zunächst über die Lektüre einiger klassischer Texte zur Religionssoziologie nähern. Sodann werden wir neuere religionssoziologische Studien und Theorieansätze diskutieren, die einerseits fragen, inwieweit Religion selbst in den letzten Jahrzehnten einem Wandel unterlag, und andererseits diskutieren, inwieweit sie die Gesellschaften diesseits und jenseits des Atlantiks geprägt hat. Empirisch werden wir auf verschiedene religiöse Gemeinschaften in den europäischen Ländern und den USA eingehen, um uns ein Verständnis für die widersprüchlichen und komplexen Konturen von Religion in der Spätmoderne zu erschließen.
Lektüre:
- Karl Gabriel (Hg., 2004): Religion und Gesellschaft. Texte zur Religionssoziologie. Paderborn: Schöningh