Politische Soziologie und Kultursoziologie Europas
Mit der zunehmenden Integration Europas sind auch die Fragen nach der besonderen kulturellen ‚Identität‘ des europäischen Kontinents - d.h. nach den gemeinsamen kulturellen Grundlagen, den verbindenden historischen Erfahrungen und Traditionen, den gemeinsamen Ideen und Werten - immer stärker in den Vordergrund gerückt. Aber auch die Fragen nach den kulturellen Grenzen der europäischen Integration und den unüberbrückbaren kulturellen Unterschieden.
Diese und ähnliche Fragestellungen stehen im Mittelpunkt des Seminars zur Politischen Soziologie und zur Kultursoziologie Europas. Es werden zentrale soziologische Konzepte und Forschungsperspektiven mit einem speziellen Fokus auf „Europa“ bzw. auf den Prozess der „Europäische Integration“ vorgestellt und diskutiert. Es geht dabei etwa um zentrale historische Ereignisse in der Entwicklung des ‚Sozialraums Europa‘, aber auch um die Frage wie diese historischen Ereignisse in einem zusammenwachsenden Europa heute erinnert, gedeutet und nacherzählt werden. Auch werden unterschiedliche kulturelle und kulturpolitisch relevante Bereiche der heutigen Europäischen Union (EU) ausgeleuchtet – etwa die Vielfalt der kulturellen und sprachlichen Traditionen in Europa, die Eigenheiten und Besonderheiten der EU-Kulturpolitik und –Kulturförderung, aber auch kulturell übergreifende politische und wirtschaftliche Entwicklungslinien und postkoloniale Perspektiven auf Europa (Stichwort: „Provincializing Europe“).
Ziel des Seminars ist es zu zeigen, dass eine kultursoziologische Perspektive unablässig ist für ein tiefergehendes Verständnis heutiger Entwicklungen und Problemstellungen, vor allem für ein Verständnis größerer zeitlicher Horizonte und Entwicklungslinien. Es soll jedoch auch vermittelt werden, dass sich eine Kultursoziologie Europas keineswegs nur in einer Analyse des „Kulturellen“ jenseits von Markt, Staat und Sozialstruktur – also von Kultur als ein Teilaspekt von Gesellschaft oder gar als Residualkategorie – erschöpft. Die Kultursoziologie stellt vielmehr eine ganz Palette an Analysemöglichkeiten bereit, mit der sich die unterschiedlichsten Bereiche und Aspekte „Europas“ erfassen und analysieren lassen.
Anmeldung erfolgt über “MeinCampus”. Sollte dies nicht möglich sein, dann schreiben Sie bitte eine kurze Mail an den Seminarleiter. Weitere Informationen zur Organisation des Seminars, zur Gestaltung der einzelnen Seminarsitzungen sowie zu Prüfungsleistungen werden in der ersten Seminarsitzung besprochen.
Zur Einführung empfohlen:
Ferdinand Seibt: Die Begründung Europas. Ein Zwischenbericht über die letzten tausend Jahre. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung Band 478. Bonn. 2005.
Joas Hans und Klaus Wiegandt (Hrsg.): Die kulturellen Werte Europas. Fischer. 2005.
Steffen Mau und Roland Verwiebe: Die Sozialstruktur Europas. UVK. 2009.