Symbol- und Ritualtheorien
Rituale sind nicht etwa ausgestorben, sondern nach wie vor vitale soziale Phänomene. Entgegen allen Annahmen haben sie auch in der Moderne überlebt, da sie zum Funktionieren jeder Gesellschaft beitragen. Sie sind Bestandteil der symbolischen Praxis einer Kultur. Sie stiften kollektiven Zusammenhalt durch das unmittelbare Erleben. Sie steuern und intensivieren individuelle Emotionen. Rituale ermöglichen und erleichtern Individuen den Übergang in neue Lebensphasen oder in neue Rollen. Rituale bestehen aus ästhetischen Praktiken; mit Hilfe dieser Praktiken schaffen sie einen eigenen, abgegrenzten, außeralltäglichen kulturellen Raum. Dieser Raum steht in Verbindungen zum Transzendenten und ermöglicht nicht-alltägliche Formen der Wahrnehmung und Kommunikation, die neben den transzendenten Bezügen auch dionysische Elemente – Kreativität, Normumkehr, Rausch, Ekstase – beinhalten können. In der Moderne haben sich die „klassischen“ Strukturen von religiösen Ritualen weitgehend aufgelöst und säkularisiert. Doch gibt es nach wie vor durchaus übliche „Rituale“: feierliche Zeremonien oder Statuspassagen wie Hochzeiten, Abschlussprüfungen oder Trauerfeiern. Daneben können auch Massenereignisse wie Fußballspiele, Musikkonzerte oder Werbekommunikation mit der Ritualtheorie untersucht werden. Im Seminar beschäftigen wir uns mit „klassischen“ und neueren Ritualtheorien der Soziologie und der Ethnologie, zum Beispiel von Émile Durkheim und Victor Turner. Nach der Aneignung der theoretischen Grundlagen untersuchen wir traditionelle und säkulare Formen von Ritualen.Scheinerwerb:
Erwerb von Leistungspunkten:Regelmäßige Mitarbeit, Essays, für den vollen
Zum Einlesen:
Bellinger, A./Krieger, D. (Hrsg.) 2006: Ritualtheorien. Ein einführendes Handbuch. Wiesbaden: VS Verlag
Soeffner, Hans-Georg 2010: Symboliische Formung. Eine Soziologie des Symbols und des Rituals. Weilerswist: Velbrück
Turner, Victor 2000: Das Ritual. Struktur und Anti-Struktur. Frankfurt am Main: Campus
VanGennepp, A. 2005 : Übergangsriten. (Les rites de passage). Campus: Frankfurt/M.