Soziologie des Wissens: Perspektiven der Wissenssoziologie

Die Theorie des Wissens ist ein zentraler Bezugspunkt von erkenntnistheoretischen Reflexionen in Philosophie und Soziologie. Doch anders als in der philosophischen Tradition steht in der Wissenssoziologie nicht die Frage nach den grundlegenden (materiellen und ideellen) Bedingungen von Wissen, Erkenntnis und Wahrheit im Mittelpunkt, sondern die These von der sozialen Kontextualität und Sozialität von Wissen. ‚Wissen’ und unser Zugang zur ‚Wirklichkeit’ sind aus Sicht der Wissenssoziologie immer sozial  konstruiert und abhängig von kontingenten sozialen Verhältnissen. 'Wissen' ist also nicht etwas, das man einfach besitzt. Es wird vermittelt, erlernt und in unterschiedlichsten Kontexten kultiviert und angewandt. Dies vermag auch zu erklären, warum Wissensformen, zentrale Themen, Diskurse und Deutungsmuster sich in Abhängigkeit von sozialen Positionen und von Gruppe zu Gruppe stark voneinander unterscheiden können. Und diese Tendenz der sozialen Differenzierung und Abgrenzung von Wissen und Wissensformen scheint in heutigen "Wissensgesellschaften" unter den Bedingungen von Social Media paradoxerweise eine besondere Dynamik anzunehmen, wie sich an aktuellen politischen Debatten und öffentlichen Diskursen derzeit beobachten lässt.

Diese und ähnliche Themen bilden den Rahmen dieses Hauptseminars, das sich als Erkundung und Vertiefung von zentralen Fragestellungen der klassischen und der neueren Wissenssoziologie versteht. Das Seminar richtet sich an fortgeschrittene Studierende der Soziologie, die ein gesteigertes Interesse an der Soziologie des Wissens und eine hohes Maß an Bereitschaft zur Lektüre und Diskussion von klassischen Texten zur Wissenssoziologie mitbringen.    

Zur Einführung empfohlen:

Hubert Knoblauch (2005). Wissenssoziologie. UVK.

Peter L. Berger; Thomas Luckmann (1999 [1966]). Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Fischer.