Wirtschaft und Gesellschaft: Soziologische und ethnologische Perspektiven auf Tausch und Geld
Tauschbeziehungen und Geldzirkulation sind zentrale Elemente des Wirtschaftens. Beide Elemente stehen deshalb auch im Zentrum der Wirtschaftstheorie und der Reflexion über die Grundlagen des Wirtschaftslebens. Tauschbeziehungen und Geldzirkulation sind jedoch bei Weitem nicht allein auf den Bereich der Wirtschaft beschränkt. Aus soziologischer Perspektive manifestieren sich in Tauschbeziehungen und in der Zirkulation von Geld immer auch grundlegende gesellschaftliche Verhältnisse und spezifische Spielregeln des sozialen Miteinanders. Über Tauschbeziehungen und Geldzirkulation wird ein Großteil von sozialen Interaktionen vermittelt, häufig über enge soziale Grenzen hinweg und nicht zuletzt auch zwischen Fremden. Beide Elemente, Tauschhandlungen und Geldzirkulation, etablieren jedoch auch gewisse Spielregeln des sozialen Miteinanders und prägen „Gesellschaft“ auf je spezifische Weise.
In diesem Seminar gehen wir der gesellschaftlichen Bedeutung von Tausch und Geld anhand der Lektüre von Klassikern der Soziologie und der Ethnologie nach. Den Ausgangspunkt bilden Karl Polanyis Great Transformation, Georg Simmels Philosophie des Geldes sowie die ethnologisch fundierte Gabentheorie von Marcel Mauss. Ergänzt werden diese klassischen Schriften durch weitere Texte aus der Ethnologie und der Wirtschaftssoziologie.
Das Seminar baut auf Diskussionen des Seminars „Wirtschaft & Gesellschaft“ aus dem SoSe 2016 auf. Eine vorherige Teilnahme an diesem Seminar ist nicht zwingend erforderlich. – Erwartet wird jedoch ein hohes Maß an Bereitschaft zur Lektüre und Diskussion von klassischen wirtschaftssoziologischen Texten.
Zur Einführung empfohlen:
- Frank Hillebrandt (2009): Praktiken des Tauschens: Zur Soziologie symbolischer Formen der Reziprozität. Wiesbaden: VS Verlag.
- David Graeber (2012): Schulden. Stuttgart: Klett-Kotta.
- Pierre Bourdieu (2014): Kunst und Kultur. Zur Ökonomie symbolischer Güter. Berlin: Suhrkamp.