Resilienz als soziales Phänomen

Resilienz ist ein komplexer Begriff, der in der Technik und in der Ökosystemforschung schon länger gebräuchlich ist, und nun begonnen hat, in die Sozialwissenschaften breiter einzusickern. Resilienz wird hier verstanden als eine Fähigkeit von Akteuren, sich schneller als erwartbar von negativen Einflüssen und einschneidenden Lebensereignissen zu erholen oder - bei einer wachsenden Adversität der Kontexte - stabiler und mit mehr Lebensqualität, Wohlbefinden oder weniger Schaden, als unter diesen Bedingungen zu erwarten wäre, zu überleben oder zurechtzukommen. Resilienz ist also eine unwahrscheinliche, besondere Entwicklung, die von einer allgemein zu erwartenden Entwicklung deutlich und positiv abweicht. Resilienz ist die Ausnahme, nicht die Regel. Resilienz entsteht und wirkt in unserem Verständnis in einem komplexen  Zusammenspiel von Rahmenbedingungen, Ressourcen, Faktoren und Fähigkeiten zwischen und in Personen und Umwelten. Resilienz in der Soziologie erfreut sich einerseits wachsender Beliebtheit – etwa in der Katastrophen- und Sicherheitsforschung, der Stadtforschung, und zunehmend in der Sozialpolitik- und Armutsforschung, die unseren thematischen Schwerpunkt bilden wird. Gleichwohl bestehen teils beträchtliche begriffliche Unschärfen, aber auch Vorwürfe von konzeptionellem Individualismus und Ahistorizität bis hin zur Unterstellung neoliberal-kommunitaristischer Instrumentalisierung des theoretischen Konzepts. Was ist am Resilienzbegriff und seiner Kritik dran? Wie kann ein soziologisch reflektiertes und empirisch fruchtbares Konzept von Resilienz aussehen? Diesen Fragen gehen wir in der Veranstaltung nach, in Auseinandersetzung mit der einschlägigen Literatur und mit empirischem Material.

Datenblatt
Semester: 
Sommersemester 2015
Ort und Zeit: 
5.013, Mo 10:15-11:45, Beginn: 20.4.2015
Sprache: 
Deutsch
ECTS MA: 
10.0

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