Masterkurs "Kultur und Kommunikation": Städte und Regionen aus kultursoziologischer Perspektive

Die soziale Bedeutung von Raum und die räumliche Dimension von Vergesellschaftung wurden in der Soziologie lange Zeit vernachlässigt und unterschätzt. Entsprechend der etablierten Arbeitsteilung in den Sozialwissenschaften wurde die Erforschung räumlicher Aspekte lange Zeit hauptsächlich den Raumwissenschaften beziehungsweise der Geographie überlassen. Dies hat sich spätestens seit den 1990er Jahren mit dem sogenannten „spatial turn“ in den Sozial- und Kulturwissenschaften grundlegend geändert. Durch intensivere wechselseitige Wahrnehmung und interdisziplinäre Zusammenarbeit sind die Raumwissenschaften und die Soziologie heute näher zusammengerückt als je zuvor. Viele Geographinnen und Geographen beschäftigen sich heutige mehr mit (kultur-)soziologischen Konzepten und Fragestellungen als mit „Geographie“ im klassischen Sinne. Umgekehrt ist spätestens mit der Erschütterung des nationalstaatlich fundierten Gesellschaftsbegriffs in der Soziologie durch die Transnationalisierungs- und Globalisierungsdebatte eine neue Sensibilität für die Räumlichkeit des Sozialen zu beobachten. Dies zeigt sich auch ganz deutlich an einem neuen und gestiegenen Interesse für Städte und Regionen in der gegenwärtigen Kultursoziologie.

In diesem Masterseminar werden Städte und Regionen daher als besondere sozialräumliche Kategorien und Einheiten und als besondere Studienobjekte der Kultursoziologie in den Blick genommen. Dabei beschäftigen wir uns einerseits mit klassischen stadtsoziologischen Analysen, die bis heute prägend und erhellend für die Stadtforschung und die soziologische Theoriediskussion sind. Andererseits werden auch neuere Studien und Konzepte aus dem Bereich der Stadt- und Regionalforschung diskutiert, die im Grenzbereich von Kultursoziologie und neuerer Kultur- bzw. Sozialgeographie liegen. Diese reichhaltige konzeptionelle Diskussion soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu befähigen, eine eigene stadt- bzw. regionalsoziologische Forschungsfrage zu erarbeiten und ein entsprechendes Forschungspapier zu erstellen. Dabei soll insbesondere die gegenwärtige allseits (also auch in und um Erlangen und Nürnberg) beobachtbare Mobilisierung und Kulturalisierung von Städten und Regionen in den Blick genommen werden.

Zu erbringende Leistungsnachweise:

  • Referat
  • Essays/Kurzzusammenfassungen
  • Erstellung eines Forschungspapiers

Zur Einführung empfohlen:

  • Krämer-Badoni, Thomas; Kuhm, Klaus (Hrsg.) (2003): Die Gesellschaft und ihr Raum. Frankfurt/Main.
  • Lindner, Rolf (Hrsg.) (1994): Die Wiederkehr des Regionalen. Über neue Formen kultureller Identität. Frankfurt/Main.
  • Lindner, Rolf (2007): Die Entdeckung der Stadtkultur. Soziologie aus der Erfahrung der Reportage. Frankfurt/Main.
  • Schäfers, Bernhard (2006 und 2010). Stadtsoziologie: Stadtentwicklung und Theorie. Grundlagen und Praxisfelder. 2 Bd. Wiesbaden.
  • Werlen, Benno (2000): Sozialgeographie. UTB.

 

Datenblatt
Semester: 
Wintersemester 2011/2012
Ort und Zeit: 
5.012
Donnerstag, 14.15-15.45
Sprache: 
Deutsch
ECTS MA: 
10.0

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