Masterkurs Kultur und Kommunikation: Soziologie des modernen Judenhasses
Mit der Durchsetzung moderner Gesellschaften werden die Juden emanzipiert, d. h. anderen als Staatsbürger rechtlich gleichgestellt. Grundlegende Prinzipien moderner Gesellschaften, insbesondere die formalen Gleichheits- und bürgerlichen Freiheitsrechte, legen nicht den Aus-, sondern den Einschluss von Juden nahe. Eine erhebliche Zahl von Theoretikern sieht umgekehrt in derselben Moderne eine wesentliche Voraussetzung für den Holocaust. Das Seminar fragt nach Gründen für diesen gegensätzlichen Befund in einer kultursoziologischen Perspektive. Wir diskutieren anhand von Theorien über Antisemitismus und antisemitischen Texten die Fragen, was modern am modernen Antisemitismus ist und welche kultursoziologischen Gründe sich für die massive Radikalisierung der antisemitischen Bewegung im ausgehenden 19ten und frühen 20ten Jahrhundert angeben lassen. Auf dieser Grundlage werden wir uns mit Formen des gegenwärtigen Antisemitismus beschäftigen. Anhand dieser Diskussion werden die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine kleine Forschungsskizze entwickeln.
Leistungsnachweis: kontinuierliche Mitarbeit; Hausarbeit; Ausarbeitung einer Forschungsskizze; Referat
Einführende Literatur:
- Bauman, Zygmunt 1992: Moderne und Ambivalenz. Hamburg.
- Bergmann, Werner 2002: Geschichte des Antisemitismus. München 2002.
- Berding, Helmut 1988: Moderner Antisemitismus in Deutschland. Frankfurt a. M.