Kognition und Emotion

Das Seminar soll zunächst in die Soziologie der Emotionen einführen und somit der Rolle von Gefühlen im sozialen Zusammenleben nachspüren. Denn Gefühle lassen sich nicht auf rein körperliche oder psychologische Zustände zurückführen. Neid, Scham, Stolz, Trauer, Angst, Dankbarkeit, Hass oder Liebe sind ja bspw. allesamt Gefühle, die sich unmittelbar auf ein soziales Gegenüber beziehen können. Woher kommen diese Gefühle, welche Funktion haben sie in modernen Gesellschaften? In welchem Zusammenhang stehen Emotionen mit kulturellen Schemata und Deutungsmustern? Wie strukturieren Gefühle unser Denken und Handeln?

Ein besonderer Fokus wird zudem auf den Zusammenhang von Kognition und Emotion gelegt. Hier verweisen neuere Forschungen aus der Kultursoziologie, den Kognitions- sowie den Neurowissenschaften auf den engen Zusammenhang beider Dimensionen. In der neueren Forschung hat sich gezeigt, dass Rationalität nicht von Emotionen unterminiert wird, sondern im Gegenteil, dass Emotionen Kognitionen stark beeinflussen und rationales Entscheiden durch Präferenzbildung geradezu erst ermöglichen. Dichotome Konzeptionen oder Annahmen eines Nullsummenspiels zwischen Emotionen und Rationalität gehören wohl in der soziologischen Theoriebildung ad acta gelegt.

Da wir denken und fühlen nicht separieren können, wollen wir dem Zusammenhang beider Dimensionen in ausgewählten Texten nachgehen.

Leistungsnachweis: kontinuierliche Mitarbeit, Referat und Hausarbeit

Zur Einführung empfohlen:

• DiMaggio, Paul (1997): Culture and Cognition. Annual Review of Sociology 23, S. 263-287.
• Illouz, Eva (2006): Gefühle in Zeiten des Kapitalismus. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
• Schützeichel, Rainer (Hg., 2006): Emotionen und Sozialtheorie. Disziplinäre Ansätze. Frankfurt/New York: Campus.
• Turner, Jonathan H./Jan E. Stets (2006): Sociological Theories of Human Emotions. Annual Review of Sociology 32, S. 25-52.