Gender im 21. Jahrhundert aus interdisziplinärer Perspektive: Revisionen und Visionen einer neuen Geschlechterforschung
Ringvorlesung und Diskussionsforum Sommersemester 2017
Die Frage nach der ‚Zukunft von Gender‘, nach kritischen Perspektiven und nach einer neuen Agenda der Geschlechterforschung, beginnt mit der Reflexion des Wandels von Begriffen und Ansätzen - einschließlich deren Folgen. Die allgemeingesellschaftliche Popularisierung von Fragen der Geschlechterdifferenz hat zu begrifflichen Unschärfen beigetragen, die analytisch-kritisch zu beleuchten sind. Dadurch beförderte politisch-ideologische Polarisierungen in Sachen Gender (und z.T. auch Diversity) gilt es zunächst gesellschaftlich-kulturell zu kontextualisieren und zu erklären, um den Blick auf neue Forschungsperspektiven lenken zu können.
Die gesellschaftliche Relevanz von Genderfragestellungen ist größer denn je, zumal sich inzwischen nicht nur die Männlichkeitsforschung etabliert hat, sondern Gender-Identitäten auch zunehmend als multipel bzw. plural verstanden werden. Zudem bringen Aufmerksamkeit für kulturelle Diversität, Anerkennung sexueller Orientierungen und körperlich-leibliche Intersexualitäts-Phänomene ebenso wie sozioökonomische Entwicklungen im Kontext von Globalisierung und Migration weitere Fragestellungen und neue Disziplinen in das – immer schon interdisziplinär orientierte – Forschungsfeld der Gender Studies hinein und fördern eine zunehmend intersektionale Analyse von Genderphänomenen.
Die Ringvorlesung soll diese neuen Entwicklungen und Impulse sowohl über einen Input von einschlägigen WissenschaftlerInnen außerhalb der FAU Erlangen-Nürnberg als auch über einen Austausch innerhalb der FAU reflektieren und fortschreiben – mit dem Ziel einer erweiterten und vertieften multi- bzw. interdisziplinären Zusammenarbeit .
Die Vortragenden werden auf den aktuellen Stand von Genderfragestellungen in ihrer Einzeldisziplin eingehen und deren interdisziplinäre Perspektivierung für zukünftige Forschungen skizzieren.
Folgende Fragen sollen als Grundlage der Diskussion dienen: Welchen Status und Institutionalisierungsgrad haben aktuell Genderthemen in Ihrem Fach? Welche Fragestellungen stehen bei den Forschungen im Zentrum? Welche theoretisch-methodischen Rahmenkonzepte werden hierzu verwendet? Welche aktuellen interdisziplinären Forschungsansätze favorisieren Sie und welche Perspektiven und Notwendigkeiten sehen Sie für eine Weiterentwicklung dieses Lehr- und Forschungsschwerpunkts in der Zukunft?
Termine: jeweils dienstags 18:00-19:30 Uhr in KH 1.020 (außer am 30.5.)
16.5. Prof. Dr. Sigrid Nieberle (Institut für deutsche Sprache und Literatur, Technische Universität Dortmund): "Aufbruch zu neuen Rändern: Konkurrierende und konvergierende Differenzkonzepte in den Literatur- und Kulturwissenschaften"
30.5. Prof. Dr. Sigrid Schmitz (Gastprofessur Gender & Science, Institut für Geschichte, Humboldt Universität Berlin): "Gender & Science Technology Studies: Neue Ansätze zur Verschränkung von Natur-Kultur-Technik", Techfak, Kurssaal 1, Raum 1.421, Cauerstraße 4, 91058 Erlangen
13.6. Prof. Dr. Asnatoli Rakhkochkine (Pädagogik, FAU Erlangen-Nürnberg): "Geschlechterdifferenz aus der Perspektive von Diversity Education und internationaler Bildungsforschung"
27.6. Gender und Differenzkonzepte in der aktuellen kultur- und literaturwissenschaftlichen Forschung: Nachwuchsforum I – Impulsreferate und Diskussion: Dr. Sandra Fluhrer (Komparatistik), Dr. Katrin Horn (Amerikanistik), Maja Jäckle (Anglistik)
4.7. Prof. Dr. Stefan Horlacher (Institut für Anglistik und Amerikanistik, Technische Universität Dresden): "Männlichkeit(en) in der Krise? Aktuelle Perspektiven der Männlichkeitsforschung and beyond"
11.7. Gender und Differenzkonzepte in der aktuellen kultur- und literaturwissenschaftlichen Forschung: Nachwuchsforum II – Impulsreferate und Diskussion: Carmen Dexl, M.A. (Amerikanistik), Dr. Viktoria Gutsche (Neuere deutsche Literaturwissenschaft), Judith Holland, M.A. (Soziologie/Büro für Gender und Diversity)
18.7. Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm (Psychologie, FAU Erlangen-Nürnberg): "Expliziter und impliziter Gender Bias – Auftreten und Konsequenzen"