Zwischen Professionalisierung und De-Professionalisierung: Perspektiven der Professionssoziologie

Professionen und Professionalisierungsprozessen wird in der Soziologie üblicherweise eine zentrale Rolle bei der Modernisierung von Gesellschaften und bei der Kultivierung und Weiterentwicklung von Spezial- und Expertenwissen zugeschrieben. Professionen zeichnen sich demnach in der Regel durch ein hohes Sozialprestige, eine eigene Berufs- bzw. Professionsethik und eine relative Autonomie bei der Gestaltung, Organisation und Regulation ihrer Tätigkeit aus. Die klassische Professionssoziologie ging hierbei vor allem von der Entwicklung von sozial sehr angesehenen "akademischen" Berufen aus, etwa von der Entwicklung des Ärzteberufes im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts oder von der besonderen sozialen Stellung von Juristen und Geistlichen.

Mittlerweile lässt sich jedoch ein allgemeiner Trend zur Akademisierung von Berufen und beruflichen Kontexten feststellen und gleichzeitig ein Bedeutungswandel, wenn nicht gar ein Bedeutungsverlust, klassischer Professionen und Professionalisierungsmodelle feststellen, was zuweilen auch als Anzeichen einer wachsenden "De-Professionalisierung" gedeutet wird. Fest steht jedenfalls, dass sich mit dem allgemeinen Trend zur Akademisierung und einer verstärkten Durchsetzung der Marktlogik gegenüber der "Professionslogik" (Freidson) neue Professionen sowie neue Muster und Strategien der Professionalisierung etabliert haben, die die alten Professionen und die alten Strategien der Professionalisierung zunehmend in Frage stellen.

Dieses Spannungsfeld von Professionalisierung und De-Professionalisierung bzw. die Veränderung von Berufen und beruflichen Kontexten im Spannungsfeld unterschiedlicher Logiken und Strategien beruflicher Positionierung steht im Mittelpunkt dieses Seminars. Dabei werden einerseits klassische Ansätze und Theorien der Professionssoziologie gelesen und diskutiert, andererseits werden zentrale Faktoren herausgearbeitet, die die Veränderungen von Arbeit und die "Performanz" von beruflichen Tätigkeiten in der Gegenwartsgesellschaft prägen.

Das Seminar richtet sich an Studierende der Soziologie im Vertiefungsbereich des Qualifikationsprofils IV "Arbeit und Organisation". Kontinuierliche Mitarbeit und die Bereitschaft zur intensiven Lektüre und Diskussion professionssoziologischer Texte wird erwartet.

 

Datenblatt
Semester: 
Sommersemester 2016
Ort und Zeit: 
PSG 0015, Do 14:15-15:45
Sprache: 
Deutsch
ECTS BA: 
7.5

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