Masterkurs Theorie: Der amerikanische Pragmatismus
Im Seminar soll die philosophische Tradition des amerikanischen Pragmatismus (Charles Sanders Peirce, John Dewey, William James und George Herbert Mead) in intensiver Lektüre rezipiert und diskutiert werden. Der Pragmatismus gilt im Allgemeinen als die Hintergrundphilosophie der Soziologie des symbolischen Interaktionismus. Dies ist zwar richtig, aber verkürzt. Dem entsprechend werden auch häufig nur die Schriften George Herbert Meads in der Soziologie zur Kenntnis genommen.
Der Anspruch des Seminars ist umfassender: Es soll der Breite des Pragmatismus als „Philosophie der Handlung“ nachgegangen werden. Hier finden wir einen radikalen Bruch mit der westlichen Neuzeitlichen Philosophie, in der man von einem Selbst ausgeht und sich dann fragt, wie die Person handelt, also in die Welt interveniert oder sie erkennt. Der Pragmatismus überwindet diesen Subjekt-Objekt-Dualismus: Der Geist, das Ich kann ohne Handeln gar nicht gedacht werden. Denken, Erkennen und Handeln sind unmittelbar aufeinander bezogen, und noch radikaler: Denken entsteht erst in problematischen Handlungssituationen.
Dieses zu diskutierende Handlungsmodell wurde von John Dewey und George Herbert Mead entwickelt. Im Seminar wollen wir uns außerdem mit Deweys Erfahrungsbegriff auseinander setzen, mit der Psychologie von James und seiner Theorie der Wahrheit sowie mit Grundzügen von Peirces Zeichentheorie. Schließlich soll nach der Bedeutung des zeitgenössischen sog. Neo-Pragmatismus gefragt werden, also nach der Bedeutung der Arbeiten etwa von Richard Rorty, Hans Joas und Richard Bernstein.
Nach einer Vorbesprechung am 25.10. (12-14 Uhr, Raum 5.012) wird das Seminar als Blockseminar (21.-23.2.2012, je 9-18 Uhr, R. 5.052) stattfinden.
Zur Einführung empfohlen:
- Richard J. Bernstein (2010): The Pragmatic Turn. Cambridge: Polity Press.
- Hans Joas (1992): Die Kreativität des Handelns. Frankfurt/M.: Suhrkamp.