Soziale Gedächtnisse
Gedächtnisse gelten im Alltag als individuell-psychisches Vermögen. Vergangenheitsbezüge sind jedoch (häufig zentrale strukturierende) Elemente in nahezu allen sozialen Prozessen. Im Seminar wollen wir anhand von vor allem soziologischen und kulturwissenschaftlichen Texten den Begriff des sozialen Gedächtnisses einerseits entwickeln und andererseits die Funktion und die Wirkung von Vergangenheitsbezügen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern und Ordnungsbereichen untersuchen. Das kann etwa die explizite Konstruktion von Vergangenheiten in Prozessen der kollektiven Identitätsbildung sein (z.B. Nationen oder Europa), das kann sich auch auf die Wirkung von Medien auf soziale Vergangenheitsbezüge beziehen, den Umgang mit problematischen Vergangenheiten (etwa der nationalsozialistischen) thematisieren, die Veränderung von Vergangenheitsbezügen in Migrationsprozessen analysieren und/oder die gesellschaftstheoretische Bedeutung sozialer Gedächtnisse diskutieren.
Die Teilnehmer_innen sind gehalten im Laufe des Seminars unter Anleitung ein eigenes kleines Projekt zum Thema zu entwickeln, in einem Vortrag vorzustellen und in einer Hausarbeit auszuarbeiten.
Scheinbedingungen: regelmäßige Mitarbeit, 4 Essais, Abstract, Vortrag und Hausarbeit
Vorbereitende Lektüre:
Maurice Halbwachs (1985): Das kollektive Gedächtnis. Frankfurt: Fischer.